Samstag, 28. September 2013

Rezension "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" von Joel Dicker


Ein literarisches Festmahl für alle Liebhaber der feinen Lesekost!

Copright Piper Verlag

Originaltitel: La verité sur l'affaire Harry Quebert
Autor: Joel Dicker
VerlagPiper 
Genre: Roman
Reihe: Nein
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Seitenzahl: 736
Erscheinungsdatum: 13. August 2013













Inhalt


Kurz nachdem Marcus Goldman seinen alten Mentor und Freund Harry Quebert anruft, um ihn um Hilfe bei einer Schreibblockade zu bitten, wird in dessen Garten eine Leiche aufgefunden.
Der Skandal ist perfekt, als Queberts Originalmanuskript des Romans mit dem er in der Welt der Literatur berühmt wurde neben der 33 Jahre toten Person aufgefunden wird und sich herausstellt, dass es sich bei der Leiche um die damals 15-jährige Nola Kellergan handelt, mit der, wie er kurz danach zugibt, Quebert eine heimliche Beziehung hatte.
Für die Behörden ist der Fall klar und der einst hochangesehene Autor wird verhaftet, des Mordes angeklagt und höchstwahrscheinlich auch zum Tode verurteilt.
Marcus Goldman ist der einzige, der ihm noch beisteht und so macht er sich auf in Harrys Wohnort, um des Rätsels Lösung zu finden. Und um vielleicht DIE Idee für sein neues Werk zu bekommen...


Meinung


Schon in der Grundschule war es mein Traum, später als Autorin mein Geld verdienen zu können. Dieser Wunsch hält bis heute an, obwohl es bei mir mit dem Durchhaltevermögen nicht so großzügig aussieht.
Doch dann lese ich Bücher wie dieses hier und ich frage mich verzweifelt: Wie kann ein normaler Mensch so kunstvoll und melodisch Wörter aneinanderreihen, sodass sie schließlich wie wahre Poesie klingen?

Denn das hat Joel Dicker geschafft! Mit einer wunderbaren Mischung aus eindrucksvollen, imposanten Sätzen und genauso liebevoller und philosophischer Wortgewandtheit erzählt er dem Leser auf eine der schönsten Arten überhaupt die Geschichte von Marcus, Harry und Nola.

Eine Geschichte, die so komplex ist, dass man bis zum bitteren Ende keinen blassen Schimmer hat, wie die Lösung lautet und dass man immer wieder überrascht wird.

Dabei sieht es zu Beginn relativ einfach aus:

In Harry Queberts Garten wird eine über 30 Jahr alte Leiche gefunden, die Überreste von Nola Kellergan, und neben ihr das Originalmanuskript mit dem der Autor einst berühmt wurde.
So groß dieser Skandal auch ist, es kommt noch besser, als Harry Quebert gesteht, dass er eine Beziehung mit dem damals 15-jährigen Mädchen gehabt haben soll. Er war zu der Zeit 33 Jahre alt.

Für ganz Amerika ist der Fall klar, nur für Marcus Goldman nicht, den Protagonisten. Er kennt seinen Freund seit seinem Studium, er war sein Professor in Literatur.
Und auch für mich als Leser war schnell klar, dass nicht Quebert der Mörder sein konnte, denn es würden ja noch 700 Buchseiten folgen.

Diese umfangreiche Seitenzahl ist auch vollkommen berechtigt, denn wenn sie nicht so groß gewesen wäre, hätte Joel Dicker nicht die vielen Rückblenden und Gespräche aus der Zeit vor Nolas Tod einbauen können und das Ende wäre nicht so spannend geworden. 
Gleichzeitig ist es aber auch gut, dass es nicht noch mehr Seiten hat, denn die ganzen Wendungen machen zwar Spaß, aber wenn sie noch zahlreicher vorgekommen wären, hätte der Roman und auch sein Autor seine Glaubwürdigkeit verloren.

So ist es genau das richtige Maß und ich habe bis zur letzten Seite mitgefiebert mit den ganzen Charakteren.

Das Mitfiebern viel aber bei diesen authentischen Charakteren auch überhaupt nicht schwer!
Manch einem mag die eine oder andere Nebenfigur, wie beispielsweise Marcus Mutter, überspitzt und übertrieben vorkommen, aber ich bin mir sicher, dass gerade in den USA solche Frauen sehr häufig vorkommen und fand sie mit ihrer überdrehten und sehr oberflächlichen Art sehr unterhaltsam. 
Dazu kommen aber noch jede Menge anderer Nebencharaktere, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann, ohne die das Buch aber sehr leer geworden wäre. Sie haben mich alle auf eine andere Art packen können, sei es Mitleid, Abscheu oder Entrüstung gewesen.

Marcus aber ist ein toller Protagonist. Ein wahrer Freund für Harry Quebert, sehr sympathisch als Schriftsteller mit Schreibblockade und er wurde mir noch greifbarer als er von seiner Kindheit und seiner Collegezeit berichtete und wie Harry Quebert ihn dann schließlich an der Universiät, das Fallen lehrte bzw. ihn die Angst vor dem Fallen überwinden ließ.

Harry Quebert dagegen konnte ich oft nicht richtig durchschauen, vor allem als das Ende des Buches näherrückte. Dazu kann ich jetzt nicht viel sagen, ohne zu spoilern, aber es gab so manche Entscheidungen seinerseits, die ich nicht immer verstehen konnte.

Eine der wichtigsten Nebenrollen ist, keine Frage, Nola Kellergan und Joel Dicker hat ihr auch eine sehr große Bühne bzw. eine große Wichtigkeit in seinem Buch gegeben. Zu Beginn fragt man sich, was um Himmels Willen Joel Dicker sich bei ihr nur gedacht hat, aber am Ende ist es wieder nur einmal verblüffend, was sich ein menschliches Gehirn ausdenken kann, denn mit ihrem Schicksal hat bestimmt kein einziger Leser gerechnet!

Harry und Nola verbindet in diesem Buch die Liebe und zwar eine Liebe, die nicht sein darf, da sie 19 Jahre Alterunterschied trennen und es also illegal ist, dass sie ein Paar sein wollen.
Viele finden das bestimmt sehr unrealistisch, dass sich ein erwachsener Mann in ein unreifes Mädchen verliebt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das durchaus vorkommt, man muss sich ja nur manche Skandale der Politiker anschauen.

Das störte mich auch gar nicht an der Liebesgeschichte. Es war viel mehr die Tatsache, dass die Beziehung der Beiden sehr glorifiziert wird und Marcus Goldman scheinbar gar nichts Verwerfliches daran finden kann, dass sein Freund etwas mit einer Minderjährigen hatte.
Es ist nunmal einfach strafbar, was Harry Quebert getan hat und dies wurde mir vom Protagonisten zu wenig gesagt.

Wie ich oben schon mehrmals erwähnt habe, ist das Ende ein Feuerwerk aus Entdeckungen, Verwirrungen und Gefühlen und genauso musste es sein und nicht anders.


Fazit


"Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" ist eines der bestgeschriebensten Bücher, die ich je gelesen habe (hier auch ein dickes Lob an den Übersetzer!!!) und wird bestimmt auch noch in seiner Originalsprache bei mir zu Hause einziehen.
Eine so komplexe Geschichte, erzählt mit diesen wundervollen Worten und sehr gut ausgearbeiteten Charakteren verdient eigentlich die volle Punktzahl, ich muss allerdings ein halbes Pünktchen abziehen, für die oben genannte Glorifizierung einer Beziehun zwischen Kind und Erwachsenem.
Trotzdem gibt es noch ein großes TOP dazu, da ich einfach noch immer so sehr überwältigt von diesem Buch bin.
Ein absolutes Jahreshighlight 2013!


Challenges


  • ABC-Challenge der Protagonisten --> M wie Marcus
  • Ultimative Lesechallenge --> Lies ein Buch, auf dessen Cover eine Herbstfarbe vorkommt (beige)
  • ABC-Challenge 2 --> W
  • Buchpunkt-CHallenge --> Nr. 5: Ein Buch, das zwischen 500 und 800 Seiten hat.
 

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