Donnerstag, 13. März 2014

Bäume reisen nachts von Aude le Corff


Wenn eine Geschichte doch nicht so berührt, wie man dachte...

Bäume reisen nachts

Aude le Corff
201 Seiten
Klappenbroschur
Roman
Einzelband
März 2014









Inhalt


Seit ihre Mutter verschwunden ist, verbringt Manon ihre Tage für sich allein unter der Birke im Garten. Ihre einzigen Gefährten sind Katzen und Ameisen, da ihr Vater sich in seinem Kummer nicht mehr um sie kümmert und in der Wohnung vor sich hinvegetiert.
Bis irgendwann Anatole, Manons und Pierres Nachbar, sich dem kleinen Mädchen aus Mitleid annimmt und die beiden dicke Freunde werden.
Dann tauchen plötzlich Briefe von Anais auf, das erste Lebenszeichen, das die Familie erhält und in denen sie ihnen verrät, wo sie sich aufhält: Marokko.
Manons Vater hält das für einen Wink des Schicksal und beschließt mit seiner Tochter nach Afrika zu fahren. 
Letztendlich fahren sie zu viert: Pierre, Manon, Manons Tante Sophie und Anatole und zusammen erleben sie eine Fahrt, die ihnen mehr zeigen wird, als sie erwarten.

 

Meinung


Ich liebe Frankreich, die französische Sprache und freue mich so auch immer, wenn ich ein Buch eines französischen Autors in der Hand halten und lesen darf.
Der Klappentext von "Bäume reisen nachts" versprach eine zauberhafte, poetische Geschichte voller Gefühl und ich will nicht sagen, dass ich das nicht bekommen habe, aber manchmal hab ich doch anderes erwartet.

Die Geschichte beginnt ein paar Monate nachdem Manons Mutter spurlos verschwunden ist und man erfährt als Leser wie es dem kleinen Mädchen und ihrem Vater damit so ergeht. Und zwar alles andere als gut. Pierre, Manons Vater, hat sich vollkommen zurückgezogen, kümmert sich kein bisschen mehr um seine Tochter und sitzt den ganzen Tag mehr oder weniger betrunken und ungewaschen in einem Sessel und wartet auf Nachricht von seiner Frau.
Manon muss sich also mit sich selbst beschäftigen und ist ziemlich einsam. Jeden Tag nach der Schule und der Erledigung der Hausaufgaben geht sie in den Garten, setzt sich unter eine Birke und liest.

Schon da, bevor man die Charaktere überhaupt richtig kennenlernt, tat mir Manon schon unglaublich leid. Natürlich einmal weil ihre Mutter abgehauen ist, aber dann auch noch weil ihr Vater sich so egoistisch verhält und vergessen hat, dass er nicht der einzige ist, der unter der Situation zu leiden hat.

Jedenfalls kommt dann irgendwann Anatole ins Spiel. Er wohnt im selben Haus wie die beiden und beobachtet Manon gelegentlich wie sie allein im Garten liest. Er, ein ehemaliger Französischlehrer, ist bereits sehr alt und ächzt sich im Grunde nur noch durchs Leben. Doch das kleine Mädchen unter dem Baum berührt ihn irgendwie und deshalb geht er eines Tages zu ihr hin und zwischen den beiden entsteht schnell eine tiefe Freundschaft und vor allem tiefes Vertrauen von Seiten Manons.
Ab da treffen sie sich jeden Tag zum Vorlesen in Anatoles Wohnung.

Und ab da trifft man als Leser dann auf Sophie, die ebenfalls im Haus wohnt und Manons Tante ist, die Schwester der verschwundenen Anais.
Sie bekommt mit, dass Manon erstaunlich viel Zeit bei dem alten Mann verbringt und macht sich zunächst Sorgen, freundet sich dann aber ebenfalls mit Anatole an.

So plätschert die Geschichte am Anfang relativ ruhig daher, aber das ist gut, denn so stehen die Charaktere zunächst im Fokus und man lernt alle in Ruhe kennen.
Anatole zum Beispiel fand ich als Charakter einfach klasse! Der mürrische Alte, der sich durch ein kleines Mädchen, das ihm leid tut, erweichen lässt, hat mir sehr gut gefallen. Außerdem ist er sehr klug und belesen und man hätte ihm stundenlang "zuhören" können, als er geredet hat.

Doch dann kommt Fahrt auf, denn Pierre, Manon und Sophie erhalten alle einen Brief von Anais, in dem sie schreibt, wo sie ist (Marokko), wie es ihr geht und was sie so macht. In Sophies Brief steht außerdem noch ein kleines pikantes Geheimnis, das ich jetzt aber nicht vorwegnehmen möchte.
Pierre jedenfalls sieht diesen Brief seiner Frau als ein Wink mit dem Zaunpfahl und beschließt so schnell wie möglich mit Manon nach Marokko reisen um Anais zu besuchen. Manon verlangt daraufhin, dass Anatole mitgehen solle und auf einmal geht es ganz schnell und sie sitzen schon im Auto auf dem Weg nach Afrika.

Diese Wendung, also das sich der an zahlreichen Wehwehchen leidende Rentner bereiterklärt eine so beschwerliche Reise anzutreten, fand ich leicht unrealistisch, aber man tut sich mit dem Buch ohnehin leichter, wenn man es als eine Art Märchen ansieht, weshalb es mich dann doch nicht so sehr gestört hat.

Mehr möchte ich jetzt auch nicht zum Inhalt sagen, außer vielleicht noch, dass man auf der Fahrt noch eine Geschichte über Sophie erfährt, deren Sinn mir irgendwie nicht einleuchtete, da sie irgendwie nichts mit der Reise und der Suche nach Anais zutun hatte.

Stattdessen komme ich nun zum Stil. Und so schön, poetisch und bildhaft er auch sein mag, er hat mir leider viele der Emotionen genommen, die in dieser Geschichte hätten aufkommen können, da er stets sehr distanziert und sachlich blieb. Das war definitiv eine der Sachen, die ich mir anders vorgestellt hatte. Ich hab irgendwie erwartet, dass ich mehr berührt werde und das war leider nicht der Fall.

Dazu trägt dann leider auch das Ende bei, dass meiner Meinung nach sehr an den Haaren herbeigezogen und viel zu einfach ist. Vielleicht hätten ein paar mehr Seiten geholfen.


Fazit


"Bäume reisen nachts" konnte mich leider nicht so berühren, wie ich es mir zu Beginn erhofft hatte, denn durch den distanzierten Schreibstil hatte man auch eigentlich keine Chance wirklich in die Gefühlswelt der Figuren abzutauchen.
Die Charaktere haben mir dagegen sehr gut gefallen, wenn ich auch Anais und Pierres unglaublichen Egoismus verfluche.
Alles in allem wurde ich also ganz gut unterhalten, aber trotzdem kann ich nur 3,5 Sterne vergeben.


Challenges


  • Find the Cover --> H wie Haare
  • Chaos - Challenge --> Nr. 21: Ein Buch, dessen Cover größtenteils weiß ist.
  • Lies dich rund um den Globus --> 6/194 Marokko
  • ABC Challenge --> B
  • Task-Challenge --> Pflichtaufgabe 1
  • Die ultimative ABC-Challenge --> B bei Titel, C bei Autor
  • Feenglanzchallenge --> 201 Portionen
  • Glückspielchallenge --> 1/7
  •  Ultimative SuB-Abbau-Challenge --> Ein Buch mit einem Tier auf dem Cover (kein Fabelwesen)
  • Einmal durchs Regal - Challenge --> Nebenaufgabe 1
  
 

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