Donnerstag, 6. Juni 2013

Rezension "Die Verratenen" von Ursula Poznanski


Kurz nach "Die Bestimmung" gelesen und schon wieder etwas vollkommen anderes im weiten Meer der Dystopien!


Copyright Loewe Verlag

Autorin: Ursula Poznanski
Verlag: Loewe
Genre: Jugendbuch, Dystopie
Reihe: Ja, Band 1 einer Trilogie
Seitenzahl: 464 
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Erscheinungsdatum: Oktober 2012












Inhalt


In einer zukünftigen Welt leben die privilegierten Menschen in sogenannten Sphären, die sie vor der draußen herrschenden Eiszeit schützen.
So auch Ria, die ihr ganzes Leben in einer der Sphären verbracht hat und nicht nur eine normale Privilegierte ist, sondern auch zur Elite ihrer Universität gehört.
Das bedeutet für sie einen hochgestellten Beruf, wenn ihre Ausbildung beendet ist und somit ein sicheres Leben in der Geborgenheit und im Schutz des Sphärenbundes.
Doch dann erfährt ihr Leben eine dramatische Wendung, als sie erfährt, dass ihr und fünf anderen Mitstudenten, unterstellt wird, sie würden gegen den Sphärenbund intrigieren, ein Attentat planen oder sogar gemeinsame Sache mit den Außenbewohnern zu machen.
Um ihr Leben zu retten, müssen die sechs Verratenen fliehen in die eisige Kälte der Wildnis und nicht wissend, was sie dort erwartet.




Meinung


Bis jetzt konnten mich alle Jugend-Bücher von Ursula Poznanski absolut überzeugen!
"Erebos" hat mich vom Hocker gehauen, "Saeculum" stand dem, bis auf ein paar wenigen Punkten, in nichts nach.
Und Ursula Poznanski hat mit dieser Dystopie mal wieder zeigen können, dass es sich immer wieder lohnt ein Buch von ihr zu lesen!

Bei so vielen Dystopien, die es heutzutage auf dem Buchmarkt gibt, ist es schwierig mit einer völlig neuen Idee anzukommen und somit ähnelt das Grundprinzip der Handlung von "Die Verratenen" wie vielen anderen Exemplaren dieses Genres auch:
Ein Mädchen wird aus ihrem gewohnten Leben gerissen, muss lernen ohne das dystopische System zurechtzukommen und entdeckt dabei, dass alles nicht so schön und gut war, wie es scheint.

Dies ist eben auch in dieser Geschichte der Fall.
Ria ist eine Elite-Studentin mit Schwerpunkt auf dem Fach Rhetorik und Sprachen und ist mit ihrem Leben in den Kuppeln ihrer Sphäre vollkommen zufrieden. Sie lebt bequem, dadurch, dass sie auf der Studentenrangliste unter den TOP 10 liegt und träumt davon, eines Tages in der Politik zu arbeiten und zu versuchen mit den Außenbewohnern Frieden zuschließen, die nämlich immer wieder die Versorgungstrupps der Sphären angreifen, oder sogar angeblich Expeditionsmitglieder töten.

Aber trotz allem ist "Die Verratenen" keine Dystopie wie jede Andere.
Es ist ja leider immer wieder so, dass es viele nicht erklärte Dinge gibt und vor allem die Logik oft zu kurz kommt und man den Eindruck bekommt, der Autor hat sich nicht ausreichend Gedanken über sein Werk gemacht.
Diesen Eindruck hatte ich im Laufe der 460 Seiten nicht einmal, Ursula Poznanski vermag es, die Geschichte der Welt, in der Ria lebt und auch selbst ausgedachte Begriffe in Nebensätzen zu erläutern, sodass man sehr gut informiert ist, aber nicht das Gefühl hat, ein Lexikon zu lesen.
Man erfährt sehr viel über die Lebensweise in solch einer Kuppel, über die Forschungen, die dort durchgeführt werden und über die Rangliste der einzelnen Studenten, aber auch überhaupt die Stellung der Menschen im Sphärenbund und auch außerhalb.

Denn es gibt noch Überlebende draußen in der Eiseskälte der Wildnis.
Die Außenbewohner, genannt Prims, haben sich damals dagegen entschieden, dem Sphärenbund beizutreten und über sie gibt es eine Menge grausamer Geschichten, wie zum Beispiel, dass sie Menschenfleisch essen oder ihre Kinder abhärten, in dem sie sie durch Dornenbüsche rennen lassen.

Selbstverständlich wird noch nicht alles verraten, aber es wird ja auch noch zwei weitere Teile geben und im Gegensatz zu anderen Dystopien wird der oberste Regierende, der ja meist sehr skrupellos und unangenehm charakterisiert wird, nur in ein paar Sätzen erwähnt, hat also vorerst nicht so eine tragende Rolle wie beispielsweise Präsident Snow in "Die Tribute von Panem".

Doch nicht nur die Handlung und die Idee sind toll ausgearbeitet, auch die Charaktere können sich lesen lassen!

Ria, die als Ich-Erzählerin die Geschichte erzählt, ist eine sehr intelligente, diplomatisch und logisch denkende und handelnde Studentin, die voll und ganz in die guten Absichten des Bundes vertraut.
Aber sie ist keinesfalls naiv, denn als sie rausfindet, dass man ihr und ihren Kommilitonen Hochverrat anhängen will, geht sie sofort auf Sicherheitsabstand und versucht die anderen Fünf zu warnen.

Naiv ist dagegen Aureljo, Rias fester Freund. Er ist derjenige, der die Studentenrangliste anführt und somit mal später selbst den Präsidentenposten übernehmen wird.
Er kann und will vor allem nicht glauben, das er, die Nummer 1, umgebracht werden soll und ist der Meinung, dass man diesen Irrtum aufklären muss.
Diese Naivität stört aber nicht besonders, da Aureljo sein ganzes Leben schon vom Sphärenbund "gepampert" wurde und deshalb logischerweise nicht gleich seine Überzeugung über den Haufen wirft.

Die vier anderen Verratenen sind ebenfalls eigentlich wichtige Leute für den Bund. Tycho ist ein sehr begabter Ingenieur, Fleming ist der beste Mediziner, Tomma ist eine Mit-Leib-und-Seele-Botanikerin und Dantorian ist der begabteste Maler an der Akademie.
Sie alle haben ihre eigenen Charakterzüge und ihre Ecken und Kanten und wahrscheinlich wird für jeden Leser jemand dabei sein, den er mag und den er nicht leiden kann.

Doch die anderen Nebencharaktere, auf die man erst später in der Geschichte trifft, sind authentisch und glaubhaft. Denn natürlich begegnen Ria und ihre Freunde in der Wildnis einem Stamm Außenbewohner und genau bei diesen gibt es sehr interessante Charakter zu finden.

Um nochmal zu Frau Poznanski zurückzukommen:
Diese Autorin kann einfach schreiben, bzw. besser gesagt, sie vermag es wie niemand anderes Spannung aufzubauen.
Ich liebe ihren Schreibstil einfach!!

Ein letzter Punkt, der mir noch sehr gut gefallen hat, war, dass die Liebesgeschichte, die in einer Dystopie ja selten fehlt, schon vorhanden ist, wenn man als Leser in die Handlung einsteigt. Das heißt, es gibt dieses ganze:"Ausgestoßenes oder abgehauenes Mädchen verliebt sich in einen Rebellen, Todfeind oder anderen Ausgestoßenen und es dauert beinahe die gesamte Geschichte, bis sich klärt, ob sie zusammen kommen und am Ende gibt es noch einen fiesen Cliffhanger, weil sie getrennt werden oder einer von ihnen vermeintlich tot ist."-Szenario nicht und das ist sehr erfrischend!

Einen richtigen Cliffhanger gibt es übrigens auch nicht, natürlich bleibt es aber spannend am Ende.
Das Ende ist auch mein einziger klitzekleiner Kritikpunkt, denn das war mir dann irgendwie zu schnell vorbei und kam mir zu einfach vor.
Aber vielleicht ist das auch die Absicht der Autorin damit ein bisschen Ruhe vor dem Sturm kommt, denn es fehlen schließlich noch zwei Bände. 
Trotzdem. Ein paar mehr Seiten für das eigentliche Ende hätten nicht geschadet.



Fazit


"Die Verratenen" von Ursula Poznanski ist eine rundum gelungene Dystopie mit einer tollen Geschichte, authentischen Protagonisten und klasse ausgearbeiteten Nebencharakteren und einem HAMMERHART-mäßigen Schreibstil. Einzig und allein das ein bisschen zu kurze Ende veranlasst mich dazu einen halben Stern abzuziehen, aber trotzdem natürlich eine klare Leseempfehlung!!!



Challenges



  • Chaos-Challenge --> Nr. 31: "Lies ein Buch, auf dessen Cover kein Mensch zu sehen ist."
  • ABC-Challenge --> V
  • ABC-Challenge der Protagonisten --> E wie Eleria (Ria)
  • Must-Read-Challenge --> Nr. 4 von 6
  • Buchchallenge --> Nr. 7: Ein Buch mit einem schwarz-weißen Cover
  • Dystopien-Challenge --> Nr. 1/10 und 464 Seiten


6 Kommentare:

  1. Sooo viele sagen, dass dieses Buch sooo toll ist!! xD Ich dachte mir immer "hmm, werde ich es wohl auch irgendwaaan mal lesen..." Dann habe ich aber "Erebos" gelesen und das hat mich auch so vom Hocker gehauen, dass ich das Buch auch demnächst unbedingt lesen will:)

    Schöne Grüße
    Mara

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. "Erebos" ist einfach...WAAAAHH..HAMMER :D!!!

      Und mit diesem Buch solltest du dann eigentlich nicht enttäuscht werden, außerdem erscheint Teil 2 schon im Herbst *Party* ^^..

      LG Clärchen :)

      Löschen
  2. Wie schön, dass dir das Buch auch so gefallen hat! Ursula Poznanski ist meiner Meinung nach eine wirklich, wirklich grandiose Autorin, die es schafft, einen immer wieder zu fesseln. Schön, dass wir hier einer Meinung sind ;) [Ich muss auch mal die Erwachsenenkrimis lesen...will ich schon ganz lange...]
    Wobei ich mir ja bei der Liebesgeschichte relativ sicher bin [oder es mir wünschen würde!], dass sich da etwas mit einem gewissen Herrn S. anbahnt...Aureljo und Ria passen doch gar nicht zusammen ;)
    Ich habe zwar einen halben Punkt mehr vergeben, stimme dir ansonsten aber fast überall zu. Sehr schöne Rezension!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, lieb von dir!

      Die Erwachsenen-Krimis habe ich auch schon länger im Blick, meine Buchhändlerfreundin meint, die sollen auch richtig super sein *_*!

      Jaja, Herr S. ist ein ganz heißer Konkurrent für Aureljo, die passen aber wirklich auch nicht zusammen -.-...

      Alles Liebe, Clärchen :)

      Löschen
  3. "Ein Hammerhart-mäßiger Schreibstil" hihi *grins*
    das find ich gut.
    Ich fand Erebos einfach gigantisch, Saeculum hat mir dann wieder gar nicht gefallen.
    Die Verratenen werde ich dann aber auch lesen, einfach, weil ich Poznanski für eine gute Autorin halte mit viel Potenzial,
    tolle Rezi!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Erebos war wirklich gigantisch, mit diesen Worten kann man das Buch auf jeden Fall richtig beschreiben!
      Aber "Saeculum" mochte ich auch...warum hat es dir denn nicht gefallen?

      Danke sehr :)!

      Löschen